Euphranor vom Isthmus
Künstler, bildender; Bildhauer; Maler
Schelling gibt seine Quelle, die Naturgeschichte des Plinius (s.u.), selbst an. Ebenfalls mit Bezug auf Plinius wird Euphranor bei Winckelmann als derjenige erwähnt, der die Symmetrie in die Malerei einführte: "Euphranor, welcher mit dem Praxiteles zu gleicher Zeit, und also später noch, als Zeuxis, lebte, hat, wie Plinius sagt, die Symmetrie in die Malerey gebracht." (Winckelmann, Geschichte, S. 138; außerdem erwähnt diese Schrift Euphranor nochmals auf S. 404).Die Statue des Paris war berühmt, ist jedoch nicht erhalten. Verschiedene Zuordnungsversuche sind letztlich unbefriedigend geblieben: "Modern attempts to recover the type of Euphranor-s Paris on the basis of the literature have produced widely varied results, none of them satisfactory." Vgl. Olga Palagia: Euphranor (Monumenta Graeca et Romana 3), Leiden 1980, S. 33. Literarische Quelle dieser Bronzestatue ist § 77 des 34. Bandes der Naturgeschichte des Plinius (Plinius, nat. hist. XXXIV): "Euphranoris Alexander Paris est, in quo laudatur, quod omnia simul intellegantur, iudex dearum, amator Helenae et tamen Achillis interfector. / Von Euphranor ist der Alexander Paris, an dem man rühmt, daß man an ihm alles zugleich erblickt: den Richter über die Göttinnen, den Liebhaber der Helena und zugleich den Mann, der Achilleus getötet hat."Es ist sehr erstaunlich, daß Schelling von einem "Bild" spricht, welches Euphranor "gemalt" hätte, tatsächlich nämlich handelt es sich bei dem Paris des Euphranor eindeutig um eine Bronzestatue (das gesamte Buch 34 der Naturkundes des Plinius handelt von der Metallurgie). Auch liefert Schelling eine recht freie Übersetzung, vor allem bezüglich der Beziehung des Paris zu Helena: Dieser ist nach dem Plinius-Text nicht in erster Linie ihr "Entführer", sondern ihr "Liebhaber". Zusammenfassend ist also davon auszugehen, daß Schelling die Stelle aus dem Gedächtnis zitiert und so dem Buch 35 über Malerei zuschlägt ohne einen gelehrten Abgleich mit der Quelle vorzunehmen.
In AA Bd. II,6 auf S. 257, 624, 690